Mittwoch, 12. August 2009

6. Ankunft in Cavalliono

Soderle. Endlich am Ziel.
Hab gestern nicht mehr geschrieben, weil ich fix und fertig war. War ein anstrengender Tag.
Bin ein Stück mit dem Zug gefahren. Ein großes Stück (ca. 90 km. Von Verona nach Venedig). Übrigens, wer denkt, dass es von Bardolino aus nach Verona flach ist, der irrt. Da geht’s mehrfach noch mal so richtig bergauf. Zum Frühstück erst mal 100 m hochfahren, sehr schön. Das gibt’s dann mehrfach, weil die Alpen da ihre Ausläufer haben. Die gehen wie einzelne Finger ins Land. Die Straßen von Verona aus sind nicht gerade radfahrerfreundlich. Stellenweise sehr eng und stark befahren. Der Südländer handhabt das mit dem Verkehr etwas anders als wir. Wenn man Glück hat, wird kurz gehupt, und dann heißt es Knie und Ellbogen rein und soweit rechts wie möglich. Und schon schießt wieder ein wahnsinniger Italiener an einem vorbei. Das ist kein Spaß. Am Straßenrand findet man unzählige Autoteile: Stoßstangen, Spiegel... hab sogar einen Kotflügel gefunden. Wenn man nur lange genug sucht, bekommt man bestimmt ein ganzes Auto zusammen. Hab daher beschlossen mit dem Zug weiter zu fahren. Landschaftlich verpasst man hier ohnehin nichts. Motto: Überleben, nicht nur erleben!
Gesagt, getan. Ab in den Hauptbahnhof von Verona. Infoschalter. Kein Mensch hier spricht deutsch oder englisch. Letzteres ging dem Typen am Schalter dann so bröckchenweise über die Lippen. Nun wusste ich also wann ein Zug fährt, der mich und den Sepp nach Mestre bringt (Mestre ist die Station vor Venedig). Jetzt nur noch ein Ticket holen. Da haben die Italiener auch die Ruhe weg. Die Stellen eine Zick-Zack-Schlange mit diesen Gurtzäunen wie am Flughafen auf und machen am Ende drei Ticketschalter auf. Die ganze Schalterhalle war voll mit Leuten, die ein Ticket kaufen wollten. Gefühlte drei Stunden später war ich dann endlich an der Reihe. Ticket gekauft. Informiert, wo ich hin muß. Prima, Bahnsteig gefunden. Warten…50 Min. Ich geh noch kurz aufs Klo, denn im Zug wird’s wahrscheinlich keins geben, und falls doch, will ich da nicht hin. Also Sepp gepackt, zurück in die Halle, Klosuche. Auf dem Ganzen Bahnhof gibt’s nur ein Klo. Also es gibt schon mehrere Klos, aber alle sind derselben Ecke, nämlich in der gegenüber meinem Standort. Also hin. Dort angekommen, stehe ich vor einer superfuturistischen Glasschleuse, mit einem Geldeinwurf. 80 Cent! Was für ein blöder Preis! Und dieses Scheißteil wechselt nicht. Daneben hockt der Herr Reinigungsfachkraft, und schaut allen Leuten zu, wie sie sich gegenseitig Geld wechseln und sich dabei fast in die Hose machen. Der hätte sich ruhig mal eine Schüssel Kleingeld zulegen können. Zum Wechseln. Schließlich ist es ja auch sein Geld, das in diesen Münzschluckern verschwindet. Endlich drin und siehe da, es schaut aus wie Sau, und riecht wie ein ungeputztes Bahnhofsklo. Da hat der Typ ja mal ganze Arbeit geleistet. Nicht, dass mir ein Toilettengang keine 80 Cent wert ist, aber wenn ich dafür bezahle, dann wäre es schon angebracht, dass man zumindest ab und zu mal sauber macht. Die Türen lassen sich alle durch einen kleinen Stups mit der Fußspitze öffnen. Nichts anfassen, schaut alles schon so schmierig aus. Da ich ja schon ein bisserl angefressen war, weil dieser faule Kerl da draußen seinen Arsch nicht hoch bringt, hab ichs mit der Sauberkeit in seinen Räumen auch nicht ganz so genau genommen. Fertig, raus hier! Endlich im Zug, Sepp von den Taschen befreit und an einen Haken gehängt, gings dann endlich los Richtung Mestre. Hab während der Fahrt ein Buch gelesen. Scheiß Idee. Bin natürlich über Mestre hinaus gefahren. Und was kommt nach Mestre? Na? Genau, Venedig! Schon mal mit dem Rad in Venedig gewesen? Ist ganz toll! Mir blieb aber nix anderes. Also Sepp schieben, und über die unzähligen Brückerl tragen, denn die sind gestuft. Die Leute schauen nicht schlecht, wenn man da ein Fahrrad dabei hat. Und da ist es ja so schön eng in dene Gasserl. Endlich, die lange Brücke nach Mestre. Drüber. Linksseitig 4 km. Am Ende der Brücke geht’s aber nicht weiter! Nur entgegen dem italienischen Stradtringverkehrsfluss und das ganze dann noch in einer unübersichtlichen Kurve. Reiner Selbstmord. Da standen dann ein paar Gasmonteure und haben irgendwas an einem Gashäusl gemacht. Als ich die nach dem Weg gefragt hab, sagten die „Venezia“! Ehrlich? Wieder zurück? Nein, oder? Nicken… Ok. Also zurück. Straßenseite wechseln (und das geht tatsächlich nur in Venedig) und wieder raus. Richtung Jesolo. Schöner Spaß! Sollte mal jemand eine Führung über die Brücke wollen, ich kenn mich jetzt aus. Bin sie ja dreimal gefahren.
Jetzt rechts weg Richtung Jesolo. Prima, wieder so eine Selbstmörderstraße. Wurde aber nach etwa 5 km besser. Langweilige Strecke…hier gibt’s nichts zu sehen. Das ging knapp 50 km so weiter. Mir tun die Haxen weh! Bald am Ziel, nicht aufhören, und bloß keine Pause mehr.
Einchecken: „Sie kommen mit dem … ähm Rad??“ „Ja“.
Ich bin da!
Sonnenschein und Bullenhitze!
Noch schön gegrillt und dann ab ins Bett, komatöser Schlaf.
Feststellung Ausgeprägte T-Shirt-Bräune, sieht fürchterlich aus.

Werde noch ein paar Bilder hochladen, wenn das denn hier geht.
Scheena Gruaß!

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